Die atmosphärische Trockenheit – eine unterschätzte Grösse im Klimawandel

In der Dis­kus­sion um die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels liegt der Fokus heut­zu­tage auf der sich erhö­hen­den Tem­pe­ra­tur und auf Ände­run­gen im Nie­der­schlag. Für den Was­ser­haus­halt von Pflan­zen und einer Region ist aber eine wei­tere Grösse von zen­tra­ler Rolle, wel­cher sich viele nicht bewusst sind: Das Sät­ti­gungs­de­fi­zit der Luft an Was­ser­dampf (kurz VPD, Vapour-pres­sure defi­cit), wel­che die Trocken­heit der Atmo­sphäre beschreibt. Trocke­ner Boden erschwert oder ver­un­mög­licht die Was­ser­auf­nahme von Pflan­zen, atmo­sphä­ri­sche Trocken­heit ent­zieht der Vege­ta­tion und dem Boden Was­ser und trock­net diese somit wei­ter aus.

Ein häu­fi­ger Anblick im 2020: Die Blät­ter von Bäu­men ver­trock­ne­ten auf­grund von Hitze und Trockenheit

Luft kann nur eine gewisse Menge an Was­ser­dampf auf­neh­men – je näher der Was­ser­ge­halt der Luft an die­sem Grenz­wert ist, desto lang­sa­mer ver­dun­stet Was­ser aus dem Boden oder wird lang­sa­mer von Pflan­zen tran­spi­riert und wenn die­ser Grenz­wert erreicht wird, ver­dun­stet gar kein wei­te­res Was­ser. Wie viel Was­ser­dampf von der Luft auf­ge­nom­men wer­den kann, hängt dabei von ihrer Tem­pe­ra­tur ab und steigt expo­nen­ti­ell mit stei­gen­der Tem­pe­ra­tur an (Gra­fik 1, kann online z.B. hier berech­net werden).

Gra­fik 1: Maxi­ma­ler Was­ser­ge­halt in Gramm (= in Mil­li­li­ter) eines Kubik­me­ter Luft in Abhän­gig­keit der Temperatur. 

Steigt also die Luft­tem­pe­ra­tur an, kann diese wesent­lich mehr Was­ser auf­neh­men. Zwar ver­dun­stet bei einer höhe­ren Tem­pe­ra­tur auch mehr Was­ser, jedoch ist z.B. an Land die Menge an Was­ser begrenzt. Dadurch weist der Was­ser­ge­halt der Luft ten­den­zi­ell ein höhe­res Defi­zit auf, je höher die Tem­pe­ra­tur ansteigt. Die­ses Defi­zit ist die Dif­fe­renz zwi­schen des poten­ti­ell maxi­ma­len Was­ser­ge­halts der Luft und ihres tat­säch­li­chen Was­ser­ge­halts (Gra­fik 2 a und b) – in der Fach­spra­che spricht man vom Sät­ti­gungs­de­fi­zit der Luft, auf eng­lisch Vapour-pres­sure defi­cit oder kurz VPD (in kPa). Die­ser VPD kann als eine «Kraft» ver­stan­den wer­den, wel­che die Ver­dun­stung von Was­ser aus dem Boden und Gewäs­sern oder die Tran­spi­ra­tion (das «Schwit­zen) bei Pflan­zen vor­an­treibt. Als Faust­re­gel gilt, dass ein VPD von 1 kPa für Pflan­zen opti­mal ist – sie ver­dun­sten nicht zu viel Was­ser, aber genug, damit sie aus­rei­chend Nähr­stoffe zu den Blät­tern trans­por­tie­ren können.

Gra­fik 2 a und b: Dar­stel­lung des VPD bei sich erhö­hen­der Tem­pe­ra­tur aber gleich­blei­ben­der Luft­feuchte. Obere Linie: Maxi­ma­ler Was­ser­dampf­druck bei einer gege­be­nen Tem­pe­ra­tur, untere Linie der Was­ser­dampf­druck bei 20% Luft­feuchte bei einer bestimm­ten Tem­pe­ra­tur. Die Dif­fe­renz ist die Grösse des VPD – je grös­ser, desto stär­ker wird der Vege­ta­tion und dem Boden Feuch­tig­keit ent­zo­gen. Quelle: Gross­iord et al. 2020.

Gewisse Regio­nen haben auf­grund ihres Kli­mas auf natür­li­che Weise ganz unter­schied­li­che Vor­aus­set­zun­gen, wie gross der VPD sein kann. Wenn man sich die Gra­fi­ken 3 und 4 ansieht erkennt man, dass der VPD bei einer Tem­pe­ra­tur von 20 °C nur wenig höher als 2 kPa stei­gen kann und dass bei einer hohen rela­ti­ven Luft­feuch­tig­keit die Tem­pe­ra­tur sehr hoch wer­den muss, damit ein hoher VPD erreicht wird. Man kann sich also gut vor­stel­len, dass in rela­tiv küh­len und feuch­ten Regio­nen wie den Alpen, der fran­zö­si­schen Atlan­tik­kü­ste oder in Gross­bri­ta­nien die Luft nie sehr trocken wer­den kann. Die dort vor­kom­mende Vege­ta­tion ist an diese Bedin­gun­gen ange­passt, sie haben also mei­stens kei­nen spe­zi­el­len Schutz vor ver­stärk­ter Ver­dun­stung durch eine trockene Atmosphäre. 

Gra­fik 3: Ver­lauf des VPD bei einer kon­stan­ten Tem­pe­ra­tur und sich ändern­der rela­ti­ven Luftfeuchte
Gra­fik 4: Ver­lauf des VPD bei einer kon­stan­ten Luft­feuchte und sich ändern­der Temperatur

Steigt nun durch den Kli­ma­wan­del die Tem­pe­ra­tur stark an oder ver­rin­gert sich die rela­tive Luft­feuch­tig­keit durch gerin­gere Nie­der­schläge, wird die Luft auch viel trocke­ner und Pflan­zen ver­dun­sten mehr Was­ser (Gra­fik 5). Dadurch wird einer­seits dem Boden Was­ser ent­zo­gen, ande­rer­seits kön­nen Pflan­zen auch direk­ten Scha­den neh­men, wenn sie mehr ver­dun­sten, als das sie wie­der auf­neh­men kön­nen. Als Resul­tat fül­len sich ihre Leit­bah­nen, mit denen sie Was­ser und Nähr­stoffe zu den Blät­tern trans­por­tie­ren, mit Luft, wodurch die­ser Trans­port unter­bro­chen wird und die Pflan­zen begin­nen zu wel­ken. Dadurch kön­nen Pflan­zen abster­ben, obwohl der Boden eigent­lich noch genü­gend Was­ser ent­hal­ten würde.

Gra­fik 5 A bis D: Ände­rung des Sät­ti­gungs­de­fi­zits zwi­schen Blatt­in­ne­ren (100% rela­tive Luft­feuchte (RH)) und Luft bei einer Ver­rin­ge­rung der rela­ti­ven Luft­feuchte (A vs. B und C vs. D) und bei stei­gen­der Tem­pe­ra­tur (A vs. C und B vs. D).

Die atmo­sphä­ri­sche Trocken­heit gibt uns also wei­tere Infor­ma­tio­nen dar­über, wie stark Pflan­zen an Trocken­heit lei­den und ob gewisse Pflan­zen­ar­ten in einer Region in Zukunft noch über­le­ben kön­nen. Wie bei allen kli­ma­ti­schen Para­me­tern spielt hier­bei nicht die Mit­tel­werte son­dern die Extrem­werte eine ent­schei­dende Rolle. Ist z.B. die Was­ser­ver­sor­gung im Som­mer im Durch­schnitt zwar gege­ben, ver­trock­nen viele bei uns vor­kom­men­den Pflan­zen­ar­ten trotz­dem, wenn der Was­ser­ge­halt des Bodens auch nur für ein paar Tage unter einen gewis­sen Schwel­len­wert sinkt oder die Luft für eine län­gere Zeit im Som­mer den Pflan­zen zu viel Was­ser ent­zieht (Bild 1).

Bild 1: Grund­lage des Ver­trock­nen von Pflan­zen. Die Pflanze ver­dun­stet mehr Was­ser, als das sie aus dem Boden auf­neh­men kann. Dadurch ent­ste­hen in ihren Leit­bah­nen Gas­bla­sen, wel­che bei anhal­ten­der Trocken­heit mehr und mehr Leit­bah­nen fül­len kann, wodurch der Was­ser­trans­port immer mehr abnimmt. Ab einem gewis­sen Schwel­len­wert (Art­ab­hän­gig) ster­ben die Pflan­zen ab.

Das Hafenareal – die letzte Möglichkeit, uns im Kleinbasel langfristig Grün- und Freiräume zu ermöglichen

Parks im Klein­ba­sel – bis­her Fehlanzeige

Eigent­lich ist es ja logisch – wenn eine Stadt wächst, steigt auch das Bedürf­nis nach Orten, an denen die Bevöl­ke­rung draus­sen ihre Frei­zeit genies­sen kann. Vor allem bei uns im Klein­ba­sel, einem der am dich­te­sten bewohn­ten Stadt­teile der gesam­ten Schweiz, sollte es daher schon lange einen gros­sen Stadt­park geben – sollte man mei­nen. Doch bei uns gibt es ledig­lich den Hor­burg­park, der win­zig klein ist. Auch die im Erlen­matt ent­stan­de­nen Grün­flä­chen zie­hen nie­man­den an, da ihnen ein­fach Struk­tur, Charme und Grösse feh­len, die ein adäqua­ter Stadt­park benö­tigt. Ganz anders bei­spiels­weise im Gross­ba­sel, wo Kan­nen­feld- und Schüt­zen­matt­park hun­derte Bas­le­rin­nen und Bas­ler anziehen.

Es ist nicht ver­wun­der­lich, dass sich über 90% der Bevöl­ke­rung im unte­ren Klein­ba­sel in der Hafen­stadt­be­fra­gung 2015 für mehr Grün­räume aus­ge­spro­chen haben. Pas­siert ist lei­der nicht – die jetzt von der Stadt vor­ge­schla­gene Park­flä­che im Zusam­men­hang mit Rhein­hat­tan 2.0 gleicht eher einer lang­ge­zo­ge­nen Hun­de­toi­lette als einem anstän­di­gen Park.

Frei­räume sind in Basel akut vom Aus­ster­ben bedroht

Jedoch hat sich auf dem Kly­beck- und West­quai in den letz­ten Jah­ren eine sehr beliebte «Zwi­schen­nut­zung» auf den dor­ti­gen Frei­flä­chen eta­bliert. Ihre Viel­falt zieht Men­schen weit über die Kan­tons­gren­zen an und ist fest in die Iden­ti­tät der Bas­ler Alter­na­tiv­kul­tur inte­griert. Diese Nut­zungs­for­men unter freiem Him­mel mit ihrem ganz eige­nen Cha­rak­ter wer­den aber bis spä­te­stens in 10 Jah­ren ver­schwun­den sein. Die Regie­rung plant dort als Ersatz­pro­jekt für das ehe­ma­lige «Rhein­hat­tan» eine grosse Über­bau­ung, in der vor allem Wohn­raum im hoch­prei­si­gen Seg­ment ent­ste­hen soll. Dass das nicht dem Wunsch und den Bedürf­nis­sen der Men­schen im Klein­ba­sel ent­spricht, ist für mich klar.

«Stadt­ent­wick­lung muss sich an den Bedürf­nis­sen der Men­schen ori­en­tie­ren und nicht an einer Logik der Profitmaximierung»

Des­halb habe ich mit den JUSO Basel-Stadt eine Initia­tive lan­ciert, wel­che ver­langt, dass die «Zwi­schen­nut­zun­gen» im Hafen lang­fri­stig einen Platz erhal­ten, dass dort Grün- und Sport­flä­chen in der Grösse des Kan­nen­feld­parks ent­ste­hen und dass auf einem Teil der Flä­che gemein­nüt­zi­ger Wohn­raum entstehen.

Wei­tere Infor­ma­tio­nen unter www.hafeninitiative.ch

Die Ausbreitung von Tropenkrankheiten im Keim ersticken

Was in den letz­ten Jah­ren von den Mei­sten nicht als Gefahr wahr­ge­nom­men wurde, ist durch die momen­tane COVID-19-Pan­de­mie ver­stärkt in das Bewusst­sein der Men­schen gerückt: Die Aus­brei­tung vor­her unbe­kann­ter oder zumin­dest nicht in der Region vor­kom­men­den Krank­heits­er­re­gern stellt eine akute Gefahr für unsere Gesund­heit dar.

Durch die Kli­ma­er­wär­mung, den glo­ba­len Güter­ver­kehr und die hohe inter­kon­ti­nen­tale Rei­se­ak­ti­vi­tät ist es Krank­heits­er­re­gern und ihren Über­tra­gungs­or­ga­nis­men (Vek­to­ren) heute mög­lich, innert kür­ze­ster Zeit Distan­zen von meh­re­ren tau­send Kilo­me­tern zu über­win­den.[1] Dadurch hat sich zum Bei­spiel die Tiger­mücke mitt­ler­weile in meh­re­ren euro­päi­schen Län­dern aus­ge­brei­tet. Dadurch kam es bei­spiels­weise 2007 in der Lom­bar­dei zu einem Aus­bruch des Chi­kun­gu­nya-Virus kam, bei dem über 200 Men­schen erkrank­ten.[2] Alleine zwi­schen 2007 und 2012 erkrank­ten in Europa 2237 Men­schen am Den­gue- und 231 Chi­kun­gu­nya-Fie­ber.[3] 2017 kam es in Ita­lien zu einem erneu­ten Aus­bruch des Chikungunya–Virus, bei dem 436 Men­schen erkrank­ten.[4] Umwelt­wis­sen­schaft­ler und SP-Poli­ti­ker Phil­ipp Schuler: «Wenn die Aus­brei­tung der krank­heits­über­tra­gen­den Insek­ten nicht im Keim erstickt wird, wer­den sich in unse­rer Region in Zukunft gefähr­li­che Tro­pen­krank­hei­ten ansiedeln.»

In der Schweiz hat sich die Tiger­mücke im Tes­sin als erstes aus­ge­brei­tet. Zwar kam es dort bis­her noch zu kei­nen Aus­brü­chen einer der von ihr über­tra­ge­nen Tro­pen­krank­hei­ten, neu­ste Unter­su­chun­gen zei­gen jedoch, dass die Grund­vor­aus­set­zun­gen dazu im Tes­sin schon gege­ben sind.[5] Auch in Basel hat sich die Tiger­mücke in den letz­ten Jah­ren immer wei­ter aus­ge­brei­tet.[6]

Die Bekämp­fungs­stra­te­gie der Regie­rung gegen die Tiger­mücke ist lei­der wenig effek­tiv, was bei einer Betrach­tung der Mass­nah­men auch nicht wei­ter ver­wun­dert. Sie beschrän­ken sich auf die Ver­mei­dung von geeig­ne­ten Brut­stät­ten und die Mel­dung von gefun­de­nen Tiger­mücken – dass die­ser Plan in einem Kan­ton wie Basel-Stadt alles andere als effek­tiv sein wird, liegt auf der Hand. Es wird dabei erwähnt, dass mit die­ser Stra­te­gie im Tes­sin die Aus­brei­tung der Tiger­mücke ver­lang­samt wer­den konnte. Dass es schluss­end­lich irrele­vant ist, ob sich die Tiger­mücke nun in drei oder zehn Jah­ren bei über­all aus­brei­ten kann, wird darin nicht erwähnt. «Wir müs­sen wirk­same neue Metho­den aus den Haupt­ver­brei­tungs­ge­bie­ten der Tiger­mücke anwen­den, damit wir eine Ansie­de­lung von Grund auf ver­hin­dern kön­nen. Nur so kön­nen wir die Sicher­heit der Bevöl­ke­rung auch in Zukunft gewähr­lei­sten», so SP-Gross­rä­tin Sarah Wyss. Aus die­sem Grund ist der über­par­tei­lich unter­zeich­nete Anzug[7] zur wirk­sa­men Bekämp­fung von Tiger­mücken von gros­ser Bedeutung.


[1] (z.B. Ryan, SJ. et al. 2019, PLOS NEGLECTED TROPICAL DISEASES: Glo­bal expan­sion and redis­tri­bu­tion of Aedes-borne virus trans­mis­sion risk with cli­mate change oder Krae­mer, MUG, 2019, NATURE MICROBIOLOGY: Past and future spread of the arbo­vi­rus vec­tors Aedes aegypti and Aedes alb­o­pic­tus).

[2] (Rezza, G. et al. 2007, LANCET: Infec­tion with chi­kun­gu­nya virus in Italy: an out­break in a tem­pe­rate region).

[3] (Toma­sello et al. 2013, TRAVEL MEDICINE AND INFECTIOUS DISEASE: Chi­kun­gu­nya and den­gue auto­cht­ho­nous cases in Europe, 2007-2012).

[4] (Lindh, E. et al. 2018, OPEN FORUM INFECTIOUS DISEASES: The Ita­lian 2017 Out­break Chi­kun­gu­nya Virus Belongs to an Emer­ging Aedes alb­o­pic­tus-Adapted Virus Clu­ster Intro­du­ced From the Indian Sub­con­ti­nent)

[5]  (Ravasi, D. et al. 2020, MEDICAL AND VETERINARY ENTOMOLOGY: Eva­lua­tion of the public health risk for auto­cht­ho­nous trans­mis­sion of mos­quito-borne viruses in sou­thern Switz­er­land).

[6] (Bei­träge dazu z.B. https://telebasel.ch/2020/05/14/tigermuecke-breitet-sich-weiter-aus/?channel=105100 oder https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/tipps-an-die-bevoelkerung-basel-sagt-der-tigermuecke-den-kampf-an).

[7] http://www.grosserrat.bs.ch/dokumente/100392/000000392132.pdf?t=159654126420200804134104

Anzug Sarah Wyss und Kon­sor­ten betref­fend Nach­hal­tig und inno­va­tiv Tiger­mücken-Aus­wir­kun­gen bekämpfen

Die Tiger­mücke brei­tet sich immer stär­ker in der Region Basel aus. Die Anzugs­stel­len­den begrüs­sen­das Enga­ge­ment des Regie­rungs­ra­tes -erach­ten es jedoch nicht als aus­rei­chend. Nach­dem die­Schrift­li­che Anfrage vom August 2019 (Geschäft: 19.5349.02) zwar beant­wor­tet -die Anlie­gen­aber nicht auf­ge­nom­men wur­den, bit­ten die Anzugs­stel­len­den nun per Anzug­den Regie­rungs­rat­das Anlie­gen ernst­haft zu prü­fen und dar­über zu berich­ten -und nicht nur die «neuen Ent­wick­lun­gen­mit Inter­esse und Auf­merk­sam­keit zu verfolgen».Mit dem Kli­ma­wan­del steigt die Gefahr der Ein­füh­rung neuer Krank­heits­er­re­ger und deren Vek­to­ren­mas­siv an. Seit 2018 ist bekannt, dass sich die Tiger­mücke inBa­sel erfolg­reich ansie­deln konnte.Diese äus­serst aggres­sive Mücken­art ist als Vek­tor ver­schie­de­ner Tro­pen­krank­hei­ten bekannt. Soüber­trägt sie das West-Nil-Virus, Gelb­fie­ber, Den­gue-Fie­ber, das Chi­kung­ava-Fie­ber und ver­mut­lich­auch das Zika-Virus. In ver­schie­de­nen Regio­nen Euro­pas konnte sich die Tiger­mücke schon­er­folg­reich ansie­deln, ver­grös­serte danach ihre Popu­la­tion inner­halb kür­ze­ster Zeit erheb­lich und trat­schon als Über­trä­ger von ein­ge­schlepp­ten Tro­pen­krank­hei­ten in Erschei­nung. So ver­ur­sachte sie­bis­her in Kroa­tien, Ita­lien, Süd­frank­reich und Spa­nien lokale Aus­brü­che des Chikungava-Fiebers,welches ursprüng­lich nur in den Tro­pen Afri­kas und Asi­ens vor­kam. Es ist somit offen­sicht­lich, dass­die Aus­brei­tung die­ser Mücken­art zu einer gros­sen Gefahr für die Bevöl­ke­rung wer­den wird. Das von­den Kan­to­nen BS und BL bis­her aus­ge­ar­bei­tete Bekämp­fungs­pro­gramm setzt laut vor­han­de­nen­In­for­ma­tio­nen auf Kon­trolle und die Sen­si­bi­li­sie­rung der Bevöl­ke­rung, poten­ti­elle Brut­ge­biete zue­limi­nie­ren. Einer For­schungs­gruppe der chi­ne­si­schen Sun-Yat­sen-Uni­ver­si­tät Guang­zhou ist es nun­mit einem neuen Ansatz gelun­gen, die Fort­pflan­zung der Tiger­mücke in einer loka­len Hoch­burg desChi­kung­ava-Fie­bers nahezu voll­stän­dig zum Erlie­gen zu brin­gen. Sie züch­ten dazu Mil­lio­nen­männ­li­cher Tiger­mücken, wel­che mit drei Stäm­men des Wol­ba­chia-Bak­te­ri­ums infi­ziert waren.Begatten männ­li­che Tiger­mücken, wel­che mit einem Stamm die­ses Bak­te­ri­ums infi­ziert sind,weibliche Tiger­mücken, wel­che nicht mit dem ent­spre­chen­den Stamm infi­ziert sind, sind die daraus­ent­ste­hen­den Embryo­nen nicht über­le­bens­fä­hig. Da bei der mas­sen­haf­ten Zucht von Stech­mückenes nicht ver­mie­den wer­den kann, dass dabei auch weib­li­che Exem­plare in die Umwelt gelan­gen, war­diese Methode alleine bis­her nicht lang­fri­stig erfolg­ver­spre­chend, da sich mit der Zeit eine resi­sten­tePo­pu­la­tion eta­blie­ren könnte. Des­halb kom­bi­nierte die For­schungs­gruppe die Methode mit einer­Ste­ri­li­sa­tion der Mücken mit Gam­ma­strah­lung, wodurch eine Repro­duk­tion gänz­lich aus­ge­schlos­sen­wer­den konnte. Die Anzahl der gefun­de­nen über­le­bens­fä­hi­gen Eier sank mit­tels die­ser Methode um94%. Quelle: https://www.nature.com/articles/d41586-019-02160-z.

Die Anzugs­stel­len­den bit­ten den Regie­rungs­rat nun zu prü­fen und zu berichten:

-Wie könnte eine Koope­ra­tion respek­tive ein Pilot­pro­jekt mit dem public health insti­tute ana­log zur Vor­ge­hens­weise der erwähn­ten For­schungs­gruppe initi­iert wer­den, um die voll­stän­dige Eli­mi­nie­rung der Tiger­mücke in der Region Basel zu erreichen?

-Wel­che Mit­tel sind dafür notwendig?

-Wel­che näch­sten Schritte sind dafür notwendig?

System Change not Climate Breakdown

Warum wir einen grund­le­gen­den Wan­del in unse­rem Wirt­schafts­sy­stem drin­gend brauchen

Das heu­tige Wirt­schafts­sy­stem ist ein auf end­lo­sem Wachs­tum und stei­gen­dem Res­sour­cen­ver­schleiss basie­ren­des Kon­strukt. In der Natur kom­men sol­che Systeme nor­ma­ler­weise nicht vor und wenn sie vor­kom­men, meist nur sehr kurz­fri­stig, wenn der Mensch ein System zum Bei­spiel durch einen über­mäs­si­gen Nähr­stoff­ein­trag stark ver­än­dert hat.

Als ein gutes Bei­spiel dafür kann man eine Bak­te­ri­en­kul­tur her­an­zie­hen. Hat man eine Mischung ver­schie­de­ner Arten mit unter­schied­li­chen Eigen­schaf­ten in einem Kul­tur­ge­fäss und stellt ihnen aus­ge­gli­chene Bedin­gun­gen zur Ver­fü­gung, kann diese Kul­tur lange über­le­ben. Erhöht man jedoch das Wachs­tum einer Art zum Bei­spiel durch die Zugabe von Zucker erheb­lich, ver­braucht diese alle Nähr­stoffe des Systems innert kür­ze­ster Zeit, es wer­den hohe Kon­zen­tra­tio­nen an gif­ti­gen Abfall­pro­duk­ten gebil­det und das System kol­la­biert. Ähn­lich ver­hält es sich bei sich stark aus­brei­ten­den Krank­hei­ten, die ihre Wirte töten – nach einer expo­nen­ti­el­len Aus­brei­tung bricht ab einem gewis­sen Punkt die Epi­de­mie zusam­men, da keine Wirte mehr vor­han­den sind.

Mir ist bewusst, dass dies sehr dra­sti­sche Ver­glei­che sind. Jedoch ist es auf­grund der Dring­lich­keit der heu­ti­gen Situa­tion unum­gäng­lich, denn genau so ver­hält sich das heu­tige Wirt­schafts­sy­stem auf der Welt. Schon heute taut der Per­ma­frost, wie es eigent­lich erst auf das Ende die­ses Jahr­hun­derts vor­aus­ge­sagt wurde. Rie­sige Wald­flä­chen bren­nen, sei es nun in der Ark­tis oder in den tro­pi­schen Regen­wäl­dern Afri­kas und Süd­ame­ri­kas.

In Europa ster­ben Mil­lio­nen Bäume auf­grund der Trocken­heit, die Bestände von Insek­ten und Vögeln befin­den sich in einem dra­ma­ti­schen Sink­flug. Heute sind 105’000 Arten auf der Roten Liste der IUCN, alleine 2019 kamen 7000 Arten neu dazu. In den kom­men­den Jahr­zehn­ten wird diese Liste wohl auf rund eine Mil­lion Arten anwach­sen, wenn wir nicht sofort etwas dage­gen tun.

Das grund­le­gende Pro­blem unse­res heu­ti­gen Wirt­schafts­sy­stems ist klar: Es basiert auf einem unend­li­chen Wachs­tum, bei dem Res­sour­cen plan­mäs­sig ver­schwen­det wer­den, eine Über­pro­duk­tion ein­kal­ku­liert ist und sich der Wohl­stand in den Hän­den eini­ger weni­ger anhäuft, wäh­rend­des­sen der Gross­teil der Bevöl­ke­rung schlecht dasteht und teil­weise um ein halb­wegs men­schen­wür­di­ges Leben kämp­fen muss.

Wie wider­wär­tig die­ses System ist, kön­nen wir gut am Bei­spiel der Rüstungs­in­du­strie sehen. Nur damit sich diese Kon­zerne wei­ter berei­chern kön­nen, expor­tie­ren sie aus der Schweiz Kriegs­ma­te­rial in die ganze Welt. Kriegs­ma­te­rial ist bekannt­lich nicht dazu da, Men­schen­le­ben zu schüt­zen und die Gesell­schaft wei­ter zu brin­gen – Kriegs­ma­te­rial tötet. Dies sollte allen klar sein und nie­mand sollte dies mit dem eige­nen Gewis­sen ver­ein­ba­ren kön­nen, aber unter der Dok­trin des Wirt­schafts­wachs­tums wird in Kauf genom­men, dass Men­schen abge­schlach­tet wer­den.

Dass wir gemein­sam die­ses System von Grund auf ändern müs­sen, liegt auf der Hand. Wir müs­sen schnellst­mög­lich davon abkom­men, dass wir in einer auf Wachs­tum und Aus­beu­tung basie­ren­den Gesell­schaft leben. Dafür müs­sen wir einer­seits den Han­del von Aktien, Roh­stof­fen und Nah­rungs­mit­teln in seine Schran­ken wei­sen oder unter Umstän­den gleich ganz ver­bie­ten. Denn der Akti­en­kurs ist heut­zu­tage an das ste­tige Wachs­tum einer Firma gekop­pelt und eine Firma ver­liert gleich an Wert, wenn diese auch nur weni­ger wächst als pro­gno­sti­ziert.

Die Wirt­schaft wird des­we­gen durch kurz­sich­tige Restruk­tu­rie­rungs- und Aus­la­ge­rungs­stra­te­gien geprägt, durch die es immer häu­fi­ger zu Mas­sen­kün­di­gun­gen und der Ver­la­ge­rung von festen hin zu tem­po­rä­ren Arbeits­stel­len kommt. Dies alles nur, damit Grossaktionär*innen hohe Divi­den­den­aus­schüt­tun­gen und das Manage­ment exor­bi­tante Boni ein­kas­sie­ren kön­nen.

Der Gross­teil der Bevöl­ke­rung lei­det dar­un­ter und die gna­den­lose Aus­beu­tung der natür­li­chen Res­sour­cen schrei­tet im Eil­tempo voran. Zeit­gleich wer­den an den Bör­sen Grund­nah­rungs­mit­tel gehan­delt, wodurch deren Preise der­art stei­gen, dass sich viele Men­schen auf der Welt diese nicht mehr lei­sten kön­nen und akut an Unter­ernäh­rung lei­den. Diese neo­li­be­rale Wirt­schafts­dok­trin des Kapi­ta­lis­mus, die sich gerne unter dem Deck­man­tel der freien Wirt­schaft ver­kauft, führt unwei­ger­lich zur Anhäu­fung des Wohl­stan­des bei eini­gen weni­gen und der zuneh­men­den Ver­ar­mung und Aus­beu­tung des Gross­teils der Bevöl­ke­rung und einem Zusam­men­bre­chen der natür­li­chen Systeme.

Es ist anzu­neh­men, dass sich diese Ent­wick­lung bei einem wei­te­ren Vor­an­schrei­ten der Digi­ta­li­sie­rung und Robo­ti­sie­rung noch wei­ter zuspit­zen wird.Auf Kosten der arbeit­neh­men­den Bevöl­ke­rung wer­den viele Stel­len ver­schwin­den und es ist blau­äu­gig zu glau­ben, dass in unse­rem heu­ti­gen System diese Stel­len durch neue Arbeits­plätze ersetzt wer­den. Sze­na­rien, wel­che wir bis­her nur aus dys­to­pi­schen Büchern oder Fil­men ken­nen, wer­den immer wahr­schein­li­cher. Schrei­tet diese Ent­wick­lung wei­ter voran, wird der Gross­teil der Men­schen unter pre­kä­ren Umstän­den in einer zer­stör­ten Welt leben, wäh­rend­dem sich eine Par­al­lel­ge­sell­schaft von Super­rei­chen abspal­tet. Um ein wei­te­res Vor­an­schrei­ten in eine sol­che Zukunft zu ver­hin­dern, müs­sen wir als Gesell­schaft nun schnellst­mög­lich han­deln.

Ein wich­ti­ger Schritt wäre, eine Gegen­be­we­gung zur neo­li­be­ra­len Pri­va­ti­sie­rungs­welle zu star­ten. So gehört einer­seits die Grund­ver­sor­gung in die Hände des Staa­tes -es kann nicht sein, dass sich bei­spiels­weise unsere Was­ser-, Ener­gie- und Gesund­heits­ver­sor­gung in pri­va­ten Hän­den befin­den. Zudem soll der Staat viel mehr in die For­schung und Ent­wick­lung neuer Tech­no­lo­gien inve­stie­ren, diese dann aber in staat­li­chen For­schungs­in­sti­tu­ten und Unter­neh­men behal­ten.

Es ist essen­ti­ell, dass wir als Bevöl­ke­rung diese Tech­no­lo­gien in den eige­nen Hän­den haben, die Gewinne und Errun­gen­schaf­ten aus die­sen auch der Bevöl­ke­rung zugu­te­kom­men und dass diese Betriebe nicht an den Akti­en­märk­ten mit­spie­len. Denn der Staat ist kein Fremd­kör­per, der über uns ent­schei­det – der Staat sind wir als ver­einte Bevöl­ke­rung.

Mir ist bewusst, dass ich hier keine voll­um­fäng­li­che Anlei­tung für den System­wan­del lie­fere. Dies muss ich als Ein­zel­per­son auch nicht. Es muss uns aber klar sein, dass unser heu­ti­ges neo­li­be­ra­les Wirt­schafts­sy­stem, auch als Kapi­ta­lis­mus bekannt, uns im Eil­tempo auf den Abgrund zusteu­ert. Es ist höch­ste Zeit, dass wir gemein­sam das Ruder her­um­reis­sen und ein System auf­bauen, wel­ches nicht mehr auf einem desa­strö­sem Wachs­tum beruht und in dem die Gewinn­ma­xi­mie­rung über dem Wohl von Mensch und Umwelt steht.

Ein Resümee ein halbes Jahr nach „Basel pro Klima“

Nur eine linke Mehr­heit kann uns vor den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels schützen

Seit letz­tem Jahr im Früh­som­mer arbei­tete ich mit der Arbeits­gruppe Kli­ma­wan­del der JUSO BS an Moti­ons­vor­schlä­gen, wel­che sich mit den unter­schied­li­chen Aspek­ten des Kli­ma­wan­dels beschäf­tig­ten. Einer davon war, dass wir unsere Baum­ar­ten­zu­sam­men­set­zung in den Bas­ler Wäl­dern schnellst­mög­lich ändern müs­sen, damit wir nicht in ein gros­ses Wald­ster­ben gera­ten. Denn bis zur Mitte die­ses Jahr­hun­derts wer­den die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tu­ren in Basel vor­aus­sicht­lich so hoch sein, wie diese heute im süd­li­chen Tes­sin, bei­spiels­weise in Locarno sind. Der grosse Unter­schied zum süd­li­chen Tes­sin ist jedoch, dass Basel nur etwa die Hälfte des Nie­der­schlags erhält, wie er im Süd­tes­sin fällt. Dies geschieht unab­hän­gig davon, ob wir unsere CO2-Emis­sio­nen wäh­rend des näch­sten Jahr­zehnts dra­stisch redu­zie­ren können.

Dadurch war schon zu erwar­ten, dass viele unse­rer hei­mi­schen Baum­ar­ten bei stei­gen­dem Hitze- und Dür­re­stress sehr sen­si­bel reagie­ren, Trocken­schä­den erlei­den, anfäl­lig auf Krank­hei­ten und Para­si­ten wer­den und gross­flä­chig abster­ben kön­nen. Des­halb sol­len die Forst­be­triebe die Baum­ar­ten mit Arten aus dem Mit­tel­meer­raum erset­zen, wel­che unse­ren hei­mi­schen Arten öko­lo­gisch am näch­sten sind. Diese besie­del­ten wäh­rend den letz­ten eis­zeit­li­chen Tem­pe­ra­tur­mi­nima auch gemein­same Rück­zugs­stand­orte, dadurch kann gewähr­lei­stet wer­den, dass unsere hei­mi­sche Tier­welt sich am ein­fach­sten an die neue Vege­ta­tion anpas­sen kann. So gibt es im Mit­tel­meer­raum viele öko­lo­gisch wert­volle Eichen- und Tan­nen­ar­ten, wel­che sich per­fekt für die­sen Zweck eig­nen wür­den. Der Kan­ton hätte dafür die nöti­gen Mit­tel bereit­stel­len sol­len. Die­ser Moti­ons­vor­schlag hätte sowohl öko­lo­gi­sche als auch forst­wirt­schaft­li­che Inter­es­sen berück­sich­tigt und hätte als weg­wei­sende Ent­wick­lung in der Schwei­zer Wald­wirt­schaft gel­ten können.

In Zusam­men­ar­beit mit Frak­ti­ons­mit­glie­dern der SP Basel-Stadt unter Füh­rung der Gross­rä­tin Lisa Mathys konnte nach mona­te­lan­ger Arbeit Anfang Jahr ein viel­sei­ti­ges und gut aus­ge­ar­bei­te­tes Moti­ons­pa­ket ein­ge­reicht wer­den. Zusätz­lich zum Wald­um­bau wurde die Bekämp­fung des städ­ti­schen Hit­ze­insel­ef­fekts, die Her­aus­lö­sung kan­to­na­ler Finanz­an­la­gen aus kli­ma­schäd­li­chen Inve­sti­tio­nen, das Ver­bot syn­the­ti­scher Pesti­zide, die pro­ak­tive För­de­rung der Bio­di­ver­si­tät und die Umset­zung der Kli­ma­neu­tra­li­tät des Kan­tons bis 2050 gefordert.

Doch lei­der kam es anders als erhofft. Am 15. Mai wurde unter ande­rem die „Motion Lisa Mathys und Kon­sor­ten betref­fend Basel pro Klima: Nach­hal­ti­ger Wald­um­bau im Kli­ma­wan­del“ von der bür­ger­li­chen Mehr­heit des Gros­sen Rates ver­senkt. In ihren Argu­men­ta­ti­ons­ver­su­chen in der BZ mein­ten Raoul Fur­lano (LDP), dass die Motio­nen nur „lächer­li­che Wahl­pro­pa­ganda“1 sei, Erich Bucher (FDP) meinte es sei „ein auf die Schnelle zusam­men geschu­ster­tes Paket“2 und  Joël Thü­ring (SVP) pala­verte wie gewohnt: „Die SP kommt nun bei jedem Vor­stoss mit dem Argu­ment, dass wir schliess­lich den Kli­ma­not­stand aus­ge­ru­fen haben. Wir sind nicht in die Falle getappt.“3 Katja Christ von der GLP und Patri­cia von Fal­ken­stein gaben im Arti­kel zwar kein State­ment ab, sie stimm­ten aber im Gros­sen Rat eben­falls gegen diese und andere wich­tige Motio­nen4.

Dies war nun vor fast sie­ben Mona­ten und wir alle wis­sen, was die­sen Som­mer pas­siert ist. Auf­grund der Dürre im 2018 und der Bedin­gun­gen in die­sem Früh­jahr und Som­mer kam es in der Region zu einem rie­si­gen Baum­ster­ben. Rie­sige Flä­chen im Hard­wald sind abge­stor­ben, bei Stür­men wur­den viele geschwächte Baume umge­wor­fen und der Buch­drucker, ein Bor­ken­kä­fer, ver­mehrte sich explo­si­ons­ar­tig in ganz Mit­tel­eu­ropa. Baum­ar­ten wie die Weiss­tanne, wel­che bis­her als robust gegen den Kli­ma­wan­del gal­ten, gel­ten seit die­sem Jahr nicht mehr als sehr taug­lich für zukünf­tige Kli­ma­be­din­gun­gen. Die Fichte fiel in der Region teil­weise kom­plett aus. Mitt­ler­weile ersu­chen Wald­be­sit­zer im Basel­land eine Mil­lion an Sofort­hilfe und wei­tere Unter­stüt­zungs­mass­nah­men5.

Was uns schon damals klar war, wurde von der Rea­li­tät auf dra­sti­sche Weise bestä­tigt: Wir müs­sen sofort mit einem Wald­um­bau begin­nen, denn in Zukunft wer­den sich Dürre- und Hit­ze­ex­treme wei­ter häu­fen. Was zudem klar wird: Die bür­ger­li­chen Par­teien sind voll­kom­men unge­eig­net, die Pro­bleme (geschweige denn den Kli­ma­wan­del an und für sich) die der Kli­ma­wan­del mit sich bringt, zu bekämp­fen, denn es fehlt ihnen offen­sicht­lich an Kom­pe­tenz und der Fähig­keit, Vor­aus­schau­end zu planen.

Eine andere Motion, die wir ein­ge­reicht haben, lau­tete „Reduk­tion und Ver­min­de­rung von Hit­ze­ex­tre­men und Tro­pen­näch­ten in Basel zur Ver­rin­ge­rung hit­ze­be­ding­ter Sterb­lich­keit“. Sie wurde von den glei­chen Bür­ger­li­chen abge­lehnt – wir kön­nen in die­sem Zusam­men­hang nur hof­fen, dass die bür­ger­li­che Mehr­heit im Bas­ler Gros­sen Rat, dem Natio­nal­rat und dem Stän­de­rat schnellst­mög­lich abge­wählt wird.

1, 2, 3 Zitate aus dem BZ-Arti­kel „Ein biss­chen Not­stand: Gros­ser Rat lehnt Reihe an Vor­stös­sen zum Thema Umwelt­schutz ab“

4 http://abstimmungen.grosserrat-basel.ch/archiv/Amtsjahr_2019-2020/2019.05.15/Abst_0927_20190515_114544_0011_0006_ab.pdf

5 https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/klimawandel-hilfe-fuer-waldbesitzer

Unser Bildungssystem muss neu gedacht werden

Für ein durch­läs­si­ges Bil­dungs­sy­stem wäh­rend des gan­zen Berufslebens

Was frü­her nor­mal war wird immer unüb­li­cher und durch die bevor­ste­hen­den Ände­run­gen im Arbeits­markt durch die Digi­ta­li­sie­rung für viele unmög­lich: Dass jemand bis zur Rente im zuerst erlern­ten Beruf bleibt. Doch für viele Arbeit­neh­mende ste­hen im zwei­ten Bil­dungs­weg nahezu unüber­wind­bare Hür­den im Weg, wel­che wir drin­gend besei­ti­gen müssen.

Nach mei­ner Lehre als Bio­lo­gie­la­bo­rant holte ich wäh­rend 3.5 Jah­ren an der Matu­ri­täts­schule für Berufs­tä­tige mei­nen Maturab­schluss nach. Wäh­rend die­ser Zeit hatte ich neben mei­nem 100% Arbeits­pen­sum jeden Abend bis 21 oder 22 Uhr Unter­richt. Danach brauchte ich erst ein­mal 2 Jahre Pause von der Wei­ter­bil­dung und genoss meine Fei­er­abende. 2013 fing ich mit mei­nem Stu­dium der Bio­geo­gra­phie und Umwelt­geo­wis­sen­schaf­ten an, wofür ich mein Arbeits­pen­sum auf 80% redu­zierte. 2017 hatte ich mei­nen Bache­lor, seit Januar 2019 mei­nen Master­ab­schluss und seit die­sem Mai dok­to­riere ich in Pflan­zen­phy­sio­lo­gie und Biogeochemie.

Dass ich wäh­rend mei­ner gesam­ten neun jäh­ri­gen Wei­ter­bil­dung min­de­stens 80% als Bio­lo­gie­la­bo­rant gear­bei­tet habe spricht jedoch nicht für, son­dern gegen unser heu­ti­ges Bil­dungs­sy­stem. Ich konnte dies nur machen, weil ich meine Arbeits­zei­ten extrem fle­xi­bel ein­tei­len und um das Stu­dium herum bauen konnte. Dies hatte zur Folge, dass ich öfters zwi­schen 7 Uhr am Mor­gen und 22 Uhr am Abend zwi­schen Arbeit und Stu­dium hin und her wech­selte. Dadurch war im Dau­er­stress, gereizt, fühlte mich vor allem gegen Ende der Seme­ster öfters depres­siv, hatte zu vie­len Freun­den und Freun­din­nen den Kon­takt ver­lo­ren und für meine Bezie­hung war dies auch alles andere als eine för­der­li­che Situa­tion. Da ich keine Fami­lie habe, war dies alles zwar irgend­wie zu über­ste­hen, über kurz oder lang war diese Situa­tion jedoch weder für die phy­si­sche noch für die psy­chi­sche Gesund­heit gut. Men­schen mit einer Fami­lie, einer ange­schla­ge­nen Gesund­heit oder ab einem gewis­sen Alter kön­nen so eine Wei­ter­bil­dung noch viel weni­ger durchstehen.

Schon heute fin­den viele Men­schen über Jahre hin­weg keine Arbeit, weil ihre erlern­ten Berufe weg­ra­tio­na­li­siert wur­den. Oder jemand ent­wickelt über die Jahre eine All­er­gie, son­stige gesund­heit­li­che Pro­bleme oder will sich aus ande­ren per­sön­li­chen Grün­den umori­en­tie­ren. Dies ist aus den geschil­der­ten Grün­den für viele jedoch ein Ding der Unmög­lich­keit und sie rut­schen in die IV oder in die Sozi­al­hilfe ab. Mit der uns bevor­ste­hen­den Digi­ta­li­sie­rung und Robo­ti­sie­rung wer­den in den näch­sten 10 bis 20 Jah­ren viele Stel­len in den klas­si­schen Berufs­grup­pen ver­schwin­den, auch sol­che, die bis vor kur­zem als sicher galten.

Ein wich­ti­ger Teil der Lösung wäre, dass wir alle wäh­rend unse­rem gesam­ten Berufs­le­ben die Mög­lich­keit erhal­ten, Umschu­lun­gen und Wei­ter­bil­dun­gen pro­blem­los machen zu kön­nen. Dafür müsste erst ein­mal das Sti­pen­di­en­we­sen ange­passt wer­den. Heute müsste man erst Arbeits­los wer­den, damit der Antrag auf Sti­pen­dien Erfolg haben kann – dies dau­ert aber einige Zeit und unter Umstän­den wird der Antrag abge­lehnt, so dass man vor dem Nichts steht. Was für Ein­zel­per­so­nen mit einer guten Erst­aus­bil­dung noch irgend­wie zu bewerk­stel­li­gen wäre, wäre für Fami­lien oder Men­schen aus schwie­ri­gen Berufs­fel­dern ein Fiasko. Um die Gefahr vor dem Abrut­schen in die Armuts­falle zu besei­ti­gen, müss­ten spe­zi­elle Sti­pen­dien für den zwei­ten Bil­dungs­weg geschaf­fen wer­den. Für diese soll man sich im Vor­aus bewer­ben kön­nen und die Zusage erhal­ten, bevor man die Stelle kün­digt. Auch Arbeits­lose müs­sen von die­sen Sti­pen­dien pro­fi­tie­ren kön­nen, denn eine sol­che Wei­ter­bil­dung wäre für diese ein enorm wich­ti­ger Schritt zurück ins Berufsleben.

Die Finan­zie­rung dafür kann ein­fach gesi­chert wer­den. Kurz- bis mit­tel­fri­stig müs­sen die Steu­ern für Super­rei­che und Gross­un­ter­neh­men nach den letz­ten bei­den Unter­neh­mens­steu­er­re­for­men ange­passt wer­den – eine gute Mög­lich­keit dafür ist die 99%-Initiative der JUSO Schweiz, wel­che wohl bald zur Abstim­mung kommt. Zudem müs­sen neue Steu­er­mo­delle geschaf­fen wer­den, wel­che bei­spiels­weise Fir­men besteu­ert, die ihre Ange­stell­ten durch Robo­ter erset­zen. Auch durch Finanz­trans­ak­ti­ons- und Ver­mö­gens­steu­ern könn­ten wir genü­gend Geld ein­neh­men, damit wir allen Men­schen ein gutes und wür­de­vol­les Leben ermög­li­chen kön­nen. Geld ist im Über­fluss vor­han­den – das momen­tane Pro­blem ist nur, dass es sich in den Hän­den eini­ger weni­ger ansam­melt und der Ansatz des trickle-down erwie­se­ner­mas­sen nicht funk­tio­niert. Jedoch müs­sen wir uns auch im Kla­ren sein, dass das heu­tige Wirt­schafts­sy­stem von Grund auf nicht noch lange funk­tio­nie­ren wird. Wir müs­sen gemein­sam neue Modelle ent­wickeln, bei denen die Wirt­schaft nicht auf der Aus­beu­tung von Mensch und Umwelt beruht, son­dern zum Wohle der Bevöl­ke­rung da ist und auf ein gemein­sa­mes Wei­ter­kom­men von uns allen aus­ge­legt ist.