Die Ausbreitung von Tropenkrankheiten im Keim ersticken

Was in den letz­ten Jah­ren von den Mei­sten nicht als Gefahr wahr­ge­nom­men wurde, ist durch die momen­tane COVID-19-Pan­de­mie ver­stärkt in das Bewusst­sein der Men­schen gerückt: Die Aus­brei­tung vor­her unbe­kann­ter oder zumin­dest nicht in der Region vor­kom­men­den Krank­heits­er­re­gern stellt eine akute Gefahr für unsere Gesund­heit dar.

Durch die Kli­ma­er­wär­mung, den glo­ba­len Güter­ver­kehr und die hohe inter­kon­ti­nen­tale Rei­se­ak­ti­vi­tät ist es Krank­heits­er­re­gern und ihren Über­tra­gungs­or­ga­nis­men (Vek­to­ren) heute mög­lich, innert kür­ze­ster Zeit Distan­zen von meh­re­ren tau­send Kilo­me­tern zu über­win­den.[1] Dadurch hat sich zum Bei­spiel die Tiger­mücke mitt­ler­weile in meh­re­ren euro­päi­schen Län­dern aus­ge­brei­tet. Dadurch kam es bei­spiels­weise 2007 in der Lom­bar­dei zu einem Aus­bruch des Chi­kun­gu­nya-Virus kam, bei dem über 200 Men­schen erkrank­ten.[2] Alleine zwi­schen 2007 und 2012 erkrank­ten in Europa 2237 Men­schen am Den­gue- und 231 Chi­kun­gu­nya-Fie­ber.[3] 2017 kam es in Ita­lien zu einem erneu­ten Aus­bruch des Chikungunya–Virus, bei dem 436 Men­schen erkrank­ten.[4] Umwelt­wis­sen­schaft­ler und SP-Poli­ti­ker Phil­ipp Schuler: «Wenn die Aus­brei­tung der krank­heits­über­tra­gen­den Insek­ten nicht im Keim erstickt wird, wer­den sich in unse­rer Region in Zukunft gefähr­li­che Tro­pen­krank­hei­ten ansiedeln.»

In der Schweiz hat sich die Tiger­mücke im Tes­sin als erstes aus­ge­brei­tet. Zwar kam es dort bis­her noch zu kei­nen Aus­brü­chen einer der von ihr über­tra­ge­nen Tro­pen­krank­hei­ten, neu­ste Unter­su­chun­gen zei­gen jedoch, dass die Grund­vor­aus­set­zun­gen dazu im Tes­sin schon gege­ben sind.[5] Auch in Basel hat sich die Tiger­mücke in den letz­ten Jah­ren immer wei­ter aus­ge­brei­tet.[6]

Die Bekämp­fungs­stra­te­gie der Regie­rung gegen die Tiger­mücke ist lei­der wenig effek­tiv, was bei einer Betrach­tung der Mass­nah­men auch nicht wei­ter ver­wun­dert. Sie beschrän­ken sich auf die Ver­mei­dung von geeig­ne­ten Brut­stät­ten und die Mel­dung von gefun­de­nen Tiger­mücken – dass die­ser Plan in einem Kan­ton wie Basel-Stadt alles andere als effek­tiv sein wird, liegt auf der Hand. Es wird dabei erwähnt, dass mit die­ser Stra­te­gie im Tes­sin die Aus­brei­tung der Tiger­mücke ver­lang­samt wer­den konnte. Dass es schluss­end­lich irrele­vant ist, ob sich die Tiger­mücke nun in drei oder zehn Jah­ren bei über­all aus­brei­ten kann, wird darin nicht erwähnt. «Wir müs­sen wirk­same neue Metho­den aus den Haupt­ver­brei­tungs­ge­bie­ten der Tiger­mücke anwen­den, damit wir eine Ansie­de­lung von Grund auf ver­hin­dern kön­nen. Nur so kön­nen wir die Sicher­heit der Bevöl­ke­rung auch in Zukunft gewähr­lei­sten», so SP-Gross­rä­tin Sarah Wyss. Aus die­sem Grund ist der über­par­tei­lich unter­zeich­nete Anzug[7] zur wirk­sa­men Bekämp­fung von Tiger­mücken von gros­ser Bedeutung.


[1] (z.B. Ryan, SJ. et al. 2019, PLOS NEGLECTED TROPICAL DISEASES: Glo­bal expan­sion and redis­tri­bu­tion of Aedes-borne virus trans­mis­sion risk with cli­mate change oder Krae­mer, MUG, 2019, NATURE MICROBIOLOGY: Past and future spread of the arbo­vi­rus vec­tors Aedes aegypti and Aedes alb­o­pic­tus).

[2] (Rezza, G. et al. 2007, LANCET: Infec­tion with chi­kun­gu­nya virus in Italy: an out­break in a tem­pe­rate region).

[3] (Toma­sello et al. 2013, TRAVEL MEDICINE AND INFECTIOUS DISEASE: Chi­kun­gu­nya and den­gue auto­cht­ho­nous cases in Europe, 2007-2012).

[4] (Lindh, E. et al. 2018, OPEN FORUM INFECTIOUS DISEASES: The Ita­lian 2017 Out­break Chi­kun­gu­nya Virus Belongs to an Emer­ging Aedes alb­o­pic­tus-Adapted Virus Clu­ster Intro­du­ced From the Indian Sub­con­ti­nent)

[5]  (Ravasi, D. et al. 2020, MEDICAL AND VETERINARY ENTOMOLOGY: Eva­lua­tion of the public health risk for auto­cht­ho­nous trans­mis­sion of mos­quito-borne viruses in sou­thern Switz­er­land).

[6] (Bei­träge dazu z.B. https://telebasel.ch/2020/05/14/tigermuecke-breitet-sich-weiter-aus/?channel=105100 oder https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/tipps-an-die-bevoelkerung-basel-sagt-der-tigermuecke-den-kampf-an).

[7] http://www.grosserrat.bs.ch/dokumente/100392/000000392132.pdf?t=159654126420200804134104

Anzug Sarah Wyss und Kon­sor­ten betref­fend Nach­hal­tig und inno­va­tiv Tiger­mücken-Aus­wir­kun­gen bekämpfen

Die Tiger­mücke brei­tet sich immer stär­ker in der Region Basel aus. Die Anzugs­stel­len­den begrüs­sen­das Enga­ge­ment des Regie­rungs­ra­tes -erach­ten es jedoch nicht als aus­rei­chend. Nach­dem die­Schrift­li­che Anfrage vom August 2019 (Geschäft: 19.5349.02) zwar beant­wor­tet -die Anlie­gen­aber nicht auf­ge­nom­men wur­den, bit­ten die Anzugs­stel­len­den nun per Anzug­den Regie­rungs­rat­das Anlie­gen ernst­haft zu prü­fen und dar­über zu berich­ten -und nicht nur die «neuen Ent­wick­lun­gen­mit Inter­esse und Auf­merk­sam­keit zu verfolgen».Mit dem Kli­ma­wan­del steigt die Gefahr der Ein­füh­rung neuer Krank­heits­er­re­ger und deren Vek­to­ren­mas­siv an. Seit 2018 ist bekannt, dass sich die Tiger­mücke inBa­sel erfolg­reich ansie­deln konnte.Diese äus­serst aggres­sive Mücken­art ist als Vek­tor ver­schie­de­ner Tro­pen­krank­hei­ten bekannt. Soüber­trägt sie das West-Nil-Virus, Gelb­fie­ber, Den­gue-Fie­ber, das Chi­kung­ava-Fie­ber und ver­mut­lich­auch das Zika-Virus. In ver­schie­de­nen Regio­nen Euro­pas konnte sich die Tiger­mücke schon­er­folg­reich ansie­deln, ver­grös­serte danach ihre Popu­la­tion inner­halb kür­ze­ster Zeit erheb­lich und trat­schon als Über­trä­ger von ein­ge­schlepp­ten Tro­pen­krank­hei­ten in Erschei­nung. So ver­ur­sachte sie­bis­her in Kroa­tien, Ita­lien, Süd­frank­reich und Spa­nien lokale Aus­brü­che des Chikungava-Fiebers,welches ursprüng­lich nur in den Tro­pen Afri­kas und Asi­ens vor­kam. Es ist somit offen­sicht­lich, dass­die Aus­brei­tung die­ser Mücken­art zu einer gros­sen Gefahr für die Bevöl­ke­rung wer­den wird. Das von­den Kan­to­nen BS und BL bis­her aus­ge­ar­bei­tete Bekämp­fungs­pro­gramm setzt laut vor­han­de­nen­In­for­ma­tio­nen auf Kon­trolle und die Sen­si­bi­li­sie­rung der Bevöl­ke­rung, poten­ti­elle Brut­ge­biete zue­limi­nie­ren. Einer For­schungs­gruppe der chi­ne­si­schen Sun-Yat­sen-Uni­ver­si­tät Guang­zhou ist es nun­mit einem neuen Ansatz gelun­gen, die Fort­pflan­zung der Tiger­mücke in einer loka­len Hoch­burg desChi­kung­ava-Fie­bers nahezu voll­stän­dig zum Erlie­gen zu brin­gen. Sie züch­ten dazu Mil­lio­nen­männ­li­cher Tiger­mücken, wel­che mit drei Stäm­men des Wol­ba­chia-Bak­te­ri­ums infi­ziert waren.Begatten männ­li­che Tiger­mücken, wel­che mit einem Stamm die­ses Bak­te­ri­ums infi­ziert sind,weibliche Tiger­mücken, wel­che nicht mit dem ent­spre­chen­den Stamm infi­ziert sind, sind die daraus­ent­ste­hen­den Embryo­nen nicht über­le­bens­fä­hig. Da bei der mas­sen­haf­ten Zucht von Stech­mückenes nicht ver­mie­den wer­den kann, dass dabei auch weib­li­che Exem­plare in die Umwelt gelan­gen, war­diese Methode alleine bis­her nicht lang­fri­stig erfolg­ver­spre­chend, da sich mit der Zeit eine resi­sten­tePo­pu­la­tion eta­blie­ren könnte. Des­halb kom­bi­nierte die For­schungs­gruppe die Methode mit einer­Ste­ri­li­sa­tion der Mücken mit Gam­ma­strah­lung, wodurch eine Repro­duk­tion gänz­lich aus­ge­schlos­sen­wer­den konnte. Die Anzahl der gefun­de­nen über­le­bens­fä­hi­gen Eier sank mit­tels die­ser Methode um94%. Quelle: https://www.nature.com/articles/d41586-019-02160-z.

Die Anzugs­stel­len­den bit­ten den Regie­rungs­rat nun zu prü­fen und zu berichten:

-Wie könnte eine Koope­ra­tion respek­tive ein Pilot­pro­jekt mit dem public health insti­tute ana­log zur Vor­ge­hens­weise der erwähn­ten For­schungs­gruppe initi­iert wer­den, um die voll­stän­dige Eli­mi­nie­rung der Tiger­mücke in der Region Basel zu erreichen?

-Wel­che Mit­tel sind dafür notwendig?

-Wel­che näch­sten Schritte sind dafür notwendig?