Ein Resümee ein halbes Jahr nach „Basel pro Klima“

Nur eine linke Mehr­heit kann uns vor den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels schützen

Seit letz­tem Jahr im Früh­som­mer arbei­tete ich mit der Arbeits­gruppe Kli­ma­wan­del der JUSO BS an Moti­ons­vor­schlä­gen, wel­che sich mit den unter­schied­li­chen Aspek­ten des Kli­ma­wan­dels beschäf­tig­ten. Einer davon war, dass wir unsere Baum­ar­ten­zu­sam­men­set­zung in den Bas­ler Wäl­dern schnellst­mög­lich ändern müs­sen, damit wir nicht in ein gros­ses Wald­ster­ben gera­ten. Denn bis zur Mitte die­ses Jahr­hun­derts wer­den die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tu­ren in Basel vor­aus­sicht­lich so hoch sein, wie diese heute im süd­li­chen Tes­sin, bei­spiels­weise in Locarno sind. Der grosse Unter­schied zum süd­li­chen Tes­sin ist jedoch, dass Basel nur etwa die Hälfte des Nie­der­schlags erhält, wie er im Süd­tes­sin fällt. Dies geschieht unab­hän­gig davon, ob wir unsere CO2-Emis­sio­nen wäh­rend des näch­sten Jahr­zehnts dra­stisch redu­zie­ren können.

Dadurch war schon zu erwar­ten, dass viele unse­rer hei­mi­schen Baum­ar­ten bei stei­gen­dem Hitze- und Dür­re­stress sehr sen­si­bel reagie­ren, Trocken­schä­den erlei­den, anfäl­lig auf Krank­hei­ten und Para­si­ten wer­den und gross­flä­chig abster­ben kön­nen. Des­halb sol­len die Forst­be­triebe die Baum­ar­ten mit Arten aus dem Mit­tel­meer­raum erset­zen, wel­che unse­ren hei­mi­schen Arten öko­lo­gisch am näch­sten sind. Diese besie­del­ten wäh­rend den letz­ten eis­zeit­li­chen Tem­pe­ra­tur­mi­nima auch gemein­same Rück­zugs­stand­orte, dadurch kann gewähr­lei­stet wer­den, dass unsere hei­mi­sche Tier­welt sich am ein­fach­sten an die neue Vege­ta­tion anpas­sen kann. So gibt es im Mit­tel­meer­raum viele öko­lo­gisch wert­volle Eichen- und Tan­nen­ar­ten, wel­che sich per­fekt für die­sen Zweck eig­nen wür­den. Der Kan­ton hätte dafür die nöti­gen Mit­tel bereit­stel­len sol­len. Die­ser Moti­ons­vor­schlag hätte sowohl öko­lo­gi­sche als auch forst­wirt­schaft­li­che Inter­es­sen berück­sich­tigt und hätte als weg­wei­sende Ent­wick­lung in der Schwei­zer Wald­wirt­schaft gel­ten können.

In Zusam­men­ar­beit mit Frak­ti­ons­mit­glie­dern der SP Basel-Stadt unter Füh­rung der Gross­rä­tin Lisa Mathys konnte nach mona­te­lan­ger Arbeit Anfang Jahr ein viel­sei­ti­ges und gut aus­ge­ar­bei­te­tes Moti­ons­pa­ket ein­ge­reicht wer­den. Zusätz­lich zum Wald­um­bau wurde die Bekämp­fung des städ­ti­schen Hit­ze­insel­ef­fekts, die Her­aus­lö­sung kan­to­na­ler Finanz­an­la­gen aus kli­ma­schäd­li­chen Inve­sti­tio­nen, das Ver­bot syn­the­ti­scher Pesti­zide, die pro­ak­tive För­de­rung der Bio­di­ver­si­tät und die Umset­zung der Kli­ma­neu­tra­li­tät des Kan­tons bis 2050 gefordert.

Doch lei­der kam es anders als erhofft. Am 15. Mai wurde unter ande­rem die „Motion Lisa Mathys und Kon­sor­ten betref­fend Basel pro Klima: Nach­hal­ti­ger Wald­um­bau im Kli­ma­wan­del“ von der bür­ger­li­chen Mehr­heit des Gros­sen Rates ver­senkt. In ihren Argu­men­ta­ti­ons­ver­su­chen in der BZ mein­ten Raoul Fur­lano (LDP), dass die Motio­nen nur „lächer­li­che Wahl­pro­pa­ganda“1 sei, Erich Bucher (FDP) meinte es sei „ein auf die Schnelle zusam­men geschu­ster­tes Paket“2 und  Joël Thü­ring (SVP) pala­verte wie gewohnt: „Die SP kommt nun bei jedem Vor­stoss mit dem Argu­ment, dass wir schliess­lich den Kli­ma­not­stand aus­ge­ru­fen haben. Wir sind nicht in die Falle getappt.“3 Katja Christ von der GLP und Patri­cia von Fal­ken­stein gaben im Arti­kel zwar kein State­ment ab, sie stimm­ten aber im Gros­sen Rat eben­falls gegen diese und andere wich­tige Motio­nen4.

Dies war nun vor fast sie­ben Mona­ten und wir alle wis­sen, was die­sen Som­mer pas­siert ist. Auf­grund der Dürre im 2018 und der Bedin­gun­gen in die­sem Früh­jahr und Som­mer kam es in der Region zu einem rie­si­gen Baum­ster­ben. Rie­sige Flä­chen im Hard­wald sind abge­stor­ben, bei Stür­men wur­den viele geschwächte Baume umge­wor­fen und der Buch­drucker, ein Bor­ken­kä­fer, ver­mehrte sich explo­si­ons­ar­tig in ganz Mit­tel­eu­ropa. Baum­ar­ten wie die Weiss­tanne, wel­che bis­her als robust gegen den Kli­ma­wan­del gal­ten, gel­ten seit die­sem Jahr nicht mehr als sehr taug­lich für zukünf­tige Kli­ma­be­din­gun­gen. Die Fichte fiel in der Region teil­weise kom­plett aus. Mitt­ler­weile ersu­chen Wald­be­sit­zer im Basel­land eine Mil­lion an Sofort­hilfe und wei­tere Unter­stüt­zungs­mass­nah­men5.

Was uns schon damals klar war, wurde von der Rea­li­tät auf dra­sti­sche Weise bestä­tigt: Wir müs­sen sofort mit einem Wald­um­bau begin­nen, denn in Zukunft wer­den sich Dürre- und Hit­ze­ex­treme wei­ter häu­fen. Was zudem klar wird: Die bür­ger­li­chen Par­teien sind voll­kom­men unge­eig­net, die Pro­bleme (geschweige denn den Kli­ma­wan­del an und für sich) die der Kli­ma­wan­del mit sich bringt, zu bekämp­fen, denn es fehlt ihnen offen­sicht­lich an Kom­pe­tenz und der Fähig­keit, Vor­aus­schau­end zu planen.

Eine andere Motion, die wir ein­ge­reicht haben, lau­tete „Reduk­tion und Ver­min­de­rung von Hit­ze­ex­tre­men und Tro­pen­näch­ten in Basel zur Ver­rin­ge­rung hit­ze­be­ding­ter Sterb­lich­keit“. Sie wurde von den glei­chen Bür­ger­li­chen abge­lehnt – wir kön­nen in die­sem Zusam­men­hang nur hof­fen, dass die bür­ger­li­che Mehr­heit im Bas­ler Gros­sen Rat, dem Natio­nal­rat und dem Stän­de­rat schnellst­mög­lich abge­wählt wird.

1, 2, 3 Zitate aus dem BZ-Arti­kel „Ein biss­chen Not­stand: Gros­ser Rat lehnt Reihe an Vor­stös­sen zum Thema Umwelt­schutz ab“

4 http://abstimmungen.grosserrat-basel.ch/archiv/Amtsjahr_2019-2020/2019.05.15/Abst_0927_20190515_114544_0011_0006_ab.pdf

5 https://www.srf.ch/news/regional/basel-baselland/klimawandel-hilfe-fuer-waldbesitzer